Neubau Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof
Hamburg
Die Hamburger HafenCity ist eines der größten innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekte Europas. Innerhalb der HafenCity entstehen unter Berücksichtigung der hafentypischen Strukturen unterschiedliche Quartiere mit einer urbanen Nutzungsstruktur und eigenem Charakter. Mit der Entwicklung der HafenCity verbunden ist die Auseinandersetzung mit der jüngeren Hamburger Geschichte, insbesondere mit dem Ort des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs, dessen Infrastruktur den zentralen Teil des heutigen Quartiers Am Lohsepark bis in die 1990er-Jahre prägte. Von hier aus wurden in den Jahren 1940 bis 1945 über 8.000 Juden, Roma und Sinti aus Hamburg und Norddeutschland in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.
In diesem Neubau wird die historische Dauerausstellung eingerichtet, die seit 2018 unter dem Dach der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die NS-Verbrechen (SHGL) gemeinsam mit einem Gestaltungsbüro entwickelt wird und sich mittlerweile sowohl konzeptionell als auch gestalterisch in einem fortgeschrittenen Stadium befindet; auch das übrige Raumprogramm wurde zwischenzeitlich konkretisiert. Vom neuen Standort aus besteht eine direkte Sichtbeziehung zum 2017 eröffneten Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof im Lohsepark. Dieser erstreckt sich vom Lohseplatz, dem ehemaligen Bahnhofsvor‐ platz, über eine symbolische Fuge entlang des historischen Gleisverlaufes zum noch erhaltenen Bahnsteig 2. Dort erinnern 20 Gedenktafeln an die Namen der Deportierten. Gegenstand des Wettbewerbsverfahrens war ein ca. 635 m2 großes Baufeld an der Stockmeyerstraße/Ericusbrücke im Quartier Am Lohsepark in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Ericusbrücke. Hier sollten die Wettbewerbsteilnehmenden, auf einer Grünfläche in räumlicher Nähe zum Standort des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs Vorschläge für ein Dokumentations‐ zentrum als Solitärgebäude unterbreiten.
Ziel des Wettbewerbs war es, einen der besonderen Bedeutung für ehemals nationalsozialistisch Verfolgte, ihre Nachkommen und für die breite Öffentlichkeit angemessenen, hochwertigen architektonischen Entwurf für das Dokumentationszentrum zu erstellen, der in den bestehenden Kontext einzufügen war. Es sollte ein repräsentatives Gebäude entstehen, welches mit seiner Umgebung korrespondiert, auf die Besonderheit der umgebenden Erinnerungslandschaft eingeht und die historische Dauerausstellung in ihrem aktuellen Planungs- und Arbeitsstand optimal integriert. Die Teilnehmenden sollten im Rahmen des Wettbewerbsver‐ fahrens das geplante Nutzungskonzept für einen solitären Museumsbaukörper innerhalb des vorhandenen Baufeldes städtebaulich und hochbaulich auf dem Grundstück ausformulieren und eine einprägsame Gestaltung als Akzent innerhalb der hochwertigen Architekturlandschaft der HafenCity entwickeln.
An dem einphasigen hocbualichen Realisierungswettbewerb nahmen insgesamt 5 Planungsbüros teil. Nachdem die Jury unter Vorsitz von Julia Bolles-Wilson zunächst zwei gleichrangige erste Preise vergeben hatte, wurde nach einer Überarbeitung der Beitrag von Boltshauser Architekten aus Zürich zur Realisierung ausgewählt.
Projektinfos
Projektart: | Wettbewerb Hochbau |
Ort: | Hamburg |
Nutzungsart: | Dokumentationszentrum |
Fläche: | 650qm |
Projektzeitraum: | 2022 |
Projektbearbeitung: | Torsten Wild, Freda Lange, Sophie Dornieden |
Auftraggeber: | Harm Müller-Spreer, Hamburg |
Bes. Themen: | Barrierefreiheit, Beteiligung Betroffenenverbände, Umsetzung Gebäudekonzeption. |